10. März 2024
Jürgen Klein
Aus dem Archiv IAA, Prospekt, kleingedrucktes, VW Typ 3
Aus dem Archiv IAA, Prospekt, kleingedrucktes, VW Typ 3
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kleingedrucktes - 200.000 Watt
10. März 2024
Jürgen Klein
Aus dem Archiv IAA, Prospekt, kleingedrucktes, VW Typ 3
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Jürgen ist Typ 3-Experte. Er kennt praktisch jeden VW 1500 und 1600 zwischen Flensburg & Henstedt-Ulzburg beim Vornamen...
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24. Juli 2022
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Aus dem Archiv | Cal Look Hot VW's, Nostalgica, Archiv, Empi , DKP, Cal Look, Darrel Vittone, Gasser
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Der 2. Teil der Cal-Look Geschichte geht auf die ersten 10 Jahre, 1965 - 75, ein. In dieser Zeit entwickelte sich sowohl die VW Gasser Szene weiter wie auch der begleitende Cal-Look.
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kleingedrucktes - 200.000 Watt
Hier schreibt Jürgen Klein!
Wer das ist? Nun, erst mal ein sehr guter Freund im hohen Norden. Schon seit Jahren. Jürgen
ist Typ 3-Experte. Er kennt praktisch jeden VW 1500 und 1600 zwischen Flensburg und Henstedt-Ulzburg beim
Vornamen, hat schon an vielen von ihnen geschraubt und selbst so manch schönen Typ 3 und Typ 34 seit Jahrzehnten in
seinem Besitz.
Er fährt sie. Seinen Vari, den er bis zu einem Brand hatte, auch im Winter. Aber das alles zeichnet keinen
Kolumnenschreiber aus. Das hier hingegen schon: Jürgen hat ein unfassbar großes Auto-Literaturarchiv.
Und das beste:
Er kennt sich darin auch noch aus! Immer wieder, wenn ich mit ihm auf Treffen bei Met oder Bier zusammen gesessen
habe, hat er mir mit leuchtenden Augen von diesen Perlen der Druckkunst erzählt. Also habe ich ihn einfach gefragt:
„Sach ma, Jürgen: Warum schreibste da nich ma watt drüber?“ Und genau das macht er ab sofort im
AIRHEAD-MAGAZINE.
Willkommen also bei „kleingedrucktes“!
In der luftgekühlten Ära bei Volkswagen
war kaum eine Fahrzeugpräsentation so
wichtig und heiß ersehnt worden, wie die
des VW 1500 Typ 3. Endlich ein Wagen für
die Käfer-Aufsteiger! Die Mittelklasse von
Volkswagen für die Wirtschaftswunder-Gesellschaft.
Entsprechend legte sich Wolfsburg
ins Zeug und lieferte eine in mancher
Hinsicht ungewöhnliche Kampagne zur Vorstellung des
„großen Bruders“ ab.
Wir schreiben Donnerstag, den 21. September 1961. Es ist exakt 8 Uhr 25.
Wir stehen in Frankfurt in der Messehalle
10, die komplett von Volkswagen belegt ist. Nur noch wenige
Minuten, dann werden sie kommen, hineinströmen,
staunen: die ersten Besucher der Internationalen Automobil-
Ausstellung (IAA) 1961. Dieses Haupt-Forum der Automobilbranche
weltweit hat sich das Volkswagen-Werk
für die erste Präsentation des so wichtigen, neuen Mittelklassewagens
VW 1500 vor großem Publikum ausgesucht.
Am Ende der Messe, also am 1. Oktober 1961, werden es
950.000 Menschen sein, die sich an den automobilen Neuheiten
vorbeigeschoben haben.
Gern stellte sich das Volkswagenwerk in der Werbung
als ein Werk voller Techniker dar. Nüchterne Menschen,
kein Hang zur Extravaganz. „Think small“, verbessern
statt versprechen. Und dennoch: Auch ein so auf Bodenständigkeit
bedachtes Werk ist letztlich ein Weltkonzern.
Entsprechend wollte man sich präsentieren. Messebau
olé! Architekt Franz Schroedter erdachte sich eine spektakuläre
Kulisse für das gesamte Produktionsprogramm der
Wolfsburger: Auf einer Schräge hoch oben über den Köpfen
der Besucher wurden sechs Wagen sehr wirkungsvoll
vor riesigen Spiegeln aufgestellt. Natürlich standen die auf
Hochglanz polierten Neulinge auch auf Augenhöhe der
Auto-Fans, besonders umlagert waren die lang erwarteten
„Großen Volkswagen“, die neuen 1500er. Sie standen auf
einem Drehkreuz mit 2 rotierenden Drehscheiben.
Und damit die möglichen Kunden noch zu Hause an den
Wagen erinnert wurden, gab es natürlich Prospektmaterial
zum mitnehmen. Diese Prospekte sollten auch die bei den
Händlern bundesweit gestartete „gelbe Aktion“ zur Modelleinführung
des VW 1500 unterstützen. Die „gelbe Aktion“
war eine bundesweite Plakataktion mit Slogans zum neuen
VW. Immer gelber Grund. Immer schwarze Schrift. Die Vorbereitungen
waren umfassend. Aber waren sie auch angekommen
beim Kunden? Der Leiter der Abteilung Inlandsverkauf
des Werkes, Horst Kabisch mag nervös gewesen sein
an diesem wichtigen Tag. Er legte selbst mit Hand an und
verteilte gemeinsam mit seinen Verkäufern am Informationsstand
der Werbeabteilung zweiseitige Infoblätter, die
zwei Schwarzweiß-Fotos und die wichtigsten technischen
Daten enthielten. Daneben gab sechsseitige Aufklapp-
Prospekte in Farbe, je eines für die Limousine, den Variant
genannten Kombi und das Cabriolet auf Limousinen-Basis.
Die Karmann Ghia Coupe- und Cabrio-Versionen wurden
in Halle 1b am Karmann-Stand präsentiert.
So neu wie die Wagen sollte aber auch die Werbung dafür
sein. Man beschritt völlig neue Wege, was die Präsentation
der Fahrzeuge und insbesondere auch die Beleuchtungstechnik
bei den Aufnahmen im Studio zum ersten Luxusprospekt
für den VW 1500 betrifft.
„Nichts sollte vom Fahrzeug ablenken,“ so Siegfried Bruckhoff,
langjähriger Mitarbeiter der Wolfsburger Werbeabteilung.
Keine Personen, keine Dekoration, keine Außenaufnahmen.
Der Blick des Betrachters sollte voll und ganz auf den Wagen
und seine Details gelenkt werden. Federführend bei
diesen Fotoaufnahmen war der Leiter der Fotozentrale
des Volkswagen-Werkes Willi Luther. Der war eigentlich
Schiffbautechniker, kam aber 1953 zum Werk und wurde
„Werksphotograph“. VW hatte unter anderem im Hamburger
Abendblatt im November 1952 inseriert. Der künftige
Mann für die Bilder sollte „in allen einschlägigen Arbeiten
auf den Gebieten Architektonik, Technik, Genrebild, Photoreportage,
Bildberichterstattung und Farbaufnahme absolut
firm“ sein. Viele Talente also, die Luther offensichtlich
besaß, denn bis zur Pensionierung 1974 leitete er die Fotozentrale
bei VW.
Die VW-Gewaltigen sprachen davon, dass sie sich für
den Auftritt ihres neuen Hoffnungsträgers eine Art der Fotografie
wünschten, die von der Qualitätsanmutung her an
die eindrucksvollen Zeichnungen Bernd Reuters heranreichen
sollte. Reuters hatte in den Fünfzigern mit Feder
und Pinsel alle Volkswagen eindrucksvoll beschwingt zu
Papier gebracht. Besonders der Käfer wurde in seinen Rundungen
noch übertrieben, perspektivisch verzerrt und so
zu einem dynamischen Bündel, zum Kugel-Porsche. Beim
großen Bruder wollte man klotzen und nicht kleckern. Die
Wolfsburger Werberwählten
ein unübliches Großformat von
30 mal 28 Zentimetern. Gezeigt
wurde auf den 20 Hochglanzseiten
auch das große und leistungsfähige
Werk aus dem dieser Wagen
kam.
Man wollte Vertrauen
zum werksintern Typ 3 genannten
VW 1500 schaffen, denn zu viele andere Firmen trugen die
Erprobung der unreifen neuen Fahrzeuge auf dem Rücken
der ersten Kunden aus.
Die Niedersachsen waren also einst sehr stolz auf Ihren
Sprössling, der die Wirtschaftswunder-Deutschen in ihrem
Streben nach mehr Luxus bei der Marke halten und neue
Interessenten für VW gewinnen sollte. Schließlich konnte
man auf den ausgezeichneten Ruf des Käfers bauen und
versuchte diesen dem neuen Modell mit auf den Weg zu
geben – quasi als Vorschuss-Lorbeeren.
Der Stolz zeigte
sich unter anderem in dem Bestreben, jeder der drei Karosserie-
Varianten einen eigenen, großen Prospekt widmen
zu wollen – und nicht nur ein billiges Faltblatt wie auf der
IAA.
So wurde in anderen, kleineren Prospekten, auf die ich
gleich noch eingehen werde, auf große Prospekte für Limousine, Cabrio und Variant hingewiesen – doch es wurde
nichts draus. Zwar hatte man alle Modelle ins Studio gebracht
und sicherlich auch tausende Fotos gemacht – mit
unterschiedlichen Karosseriefarben, mit wechselnder Beleuchtung
von bis zu unglaublichen 200.000 Watt von allen
Seiten und variablen, unifarbenen Hintergründen.
Ja, man
hatte sogar eine Limousine und einen Variant der Länge
nach aufgeschnitten, um auch bloß alle inneren Werte zu
zeigen. Selbst vor dem Lenkungsdämpfer machte die Säge
nicht halt. Doch tatsächlich gedruckt wurde nur ein Prospekt
für alle in zwei aufeinander folgenden Versionen. Warum?
Man kann nur spekulieren. Kostengründe? Vielleicht.
Vielleicht aber auch einfach nur die ehrliche Überzeugung,
dass eine Hochglanz-Prospektversion einfach reicht.
Neben dem billigen Schwarzweiß-Faltblatt, den modellspezifischen
Faltblättern in Farbe und dem schweren Prospekt,
der schon wie ein Katalog daherkam, gab es noch
eine „Zwischenvariante“. Als Streumaterial bei Präsentationen
diente ein eigens angefertigtes achtseitiges farbiges
kleines Prospekt, in welchem alle 3 Modelle (schon auf der
Titelseite ) gezeigt wurden.
Selbst das Cabrio war immer noch vertreten – man hatte die Hoffnung auf eine Serienfertigung noch nicht aufgegeben –
Wenn auch hier nicht
mehr auf ein Spezialprospekt hingewiesen wurde wie bei
den beiden anderen Modellen.
Letztlich sollte aber lediglich das Stufenheck so wie geplant
sein Spezialprospekt bekommen.
Bei einer Neuauflage einige Monate später wurde dann
auch bei gleicher Seitenzahl, jedoch anderer Titelblattbeschriftung,
der Variant mit vier Seiten darin aufgenommen.
Es gab leichte Umgestaltungen und die Technischen Daten wurden ergänzt.
Dieses wunderschöne
Luxusprospekt mit herrlichen Fotos gab
es auch für das Ausland. Ich habe neben
verschiedenen deutschen Ausgaben
auch solche für England, Frankreich,
Schweden und Dänemark.
Interessant ist auch, sozusagen als
„Making of“, die Ausgabe #70 der
VW-Informationen, einem internen
Konzernmitteilungsblatt der Händlerorganisation,
in welchem über die baldige „Verkaufshilfe Spezialprospekt“
und deren außergewöhnliche Produktion berichtet
wird. Übrigens sind mir bis heute keinerlei vergleichbare
Fotos vom großen neuen Karmann Ghia bekannt geworden.
Weder vom Coupe noch vom Cabriolet. Vielleicht,
weil hier für die Werbung Karmann federführend war
und nicht Volkswagen – zumindest in dieser frühen Phase.
Die frühen Prospekte von Volkswagen zeigen, mit wie
viel Ehrgeiz und Willen zum Erfolg Volkswagen das Projekt
„Typ 3“ angegangen ist. Das große Spezialprospekt
„Alles über den Volkswagen 1500“ wird heute hoch gehandelt.
Es gehört aber sicherlich zu den schönsten Typ
3-Prospekten überhaupt. Wenn ihr es auf einem Teilemarkt
mal findet – und mit den ungewöhnlichen Abmessungen
ist es wirklich kaum zu übersehen – dann werft
mal einen Blick hinein. Es lohnt sich.
10. März 2024
Jürgen Klein
Aus dem Archiv IAA, Prospekt, kleingedrucktes, VW Typ 3
Aus dem Archiv IAA, Prospekt, kleingedrucktes, VW Typ 3